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Behindertengerechter Bücherbus von Iveco Bus für den Landkreis Weimarer Land

​​Auf der Basis des bekannten Überlandbusses Crossway von Iveco Bus ist in Zusammenarbeit mit dem Frankfurter Fahrzeugbauer Berger Karosserie- und Fahrzeugbau der erste behindertengerechte Bücherbus entstanden, der im Kreis Weimarer Land eingesetzt wird. Neben der Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer hat der Bus viel Licht im Innenraum sowie weitere Besonderheiten zu bieten.

Rund 100 fahrende Bibliotheken gibt es derzeit in Deutschland, mit einer neuerlichen starken Tendenz zur Erneuerung der Fahrzeuge, nicht zuletzt wegen neuer Abgasnormen und Anforderungen an die gesteigerte Barrierefreiheit. Diesem aktuellen Trend ist nun auch der Kreis Weimarer Land rund um die thüringische Stadt Apolda gefolgt und hat ihren seit 1993 eingesetzten Bücher-Bus ausgetauscht. Mit viel politischer Beteiligung wurde der Bus im Oktober in Apolda von Landrat Hans-Helmut Münchberg den Nutzern - vor allem Kinder im ländlichen Gebiet - übergeben. Erstmals kommt hierbei ein Basisfahrzeug von IVECO zum Einsatz, der Hochboden-Überlandbus Crossway in der Euro VI-Variante mit 360 PS. Jährlich verlassen rund 3.000 Exemplare dieses robusten und unter Buskunden nicht zuletzt wegen seines guten Preis-Leistungs-Verhältnisses sehr beliebten Überlandmodells die Iveco-Bus Fabrik im tschechischen Vysoké Myto. Ein Alleinstellungsmerkmal bei den leistungsstarken und besonders sparsamen Euro VI-Motoren des Typs Cursor 9 von IVECO ist die patentierte HiSCR-Technologie (High-efficiency Selective Catalytic Reduction). Die Abgasnachbehandlung erfolgt hierbei ohne aufwendige Abgasrückführung, womit sich konzeptbedingt weniger Ruß im Filter ansetzt, sich der Verbrauch verringert und die Wartungsintervalle verlängert werden. Gerade im Kurzstreckenverkehr eines Bücherbusses, bei dem selten eine Regeneration des Partikelfilters im Fahrbetrieb möglich ist, bedeutet dies einen großen Vorteil.

Der Landkreis und das betreibende Verkehrsunternehmen, die „Personenverkehrsgesellschaft Weimarer Land (PVG)“, hatten sich vorab ausgiebig über die Alternativen informiert und sich dann aufgrund der guten Platzverhältnisse, der bekannten Zuverlässigkeit des Crossway sowie des Euro-6-Abgassystems ohne Abgasrückführung für den Bus entschieden, der lediglich mit dem Cockpit, aber ohne weiteren Innenausbau geliefert wurde. Stammfahrer Kai Pfaffendorf fährt dabei in rund 80 Gemeinden und Schulen rund 88 Haltepunkte nach einem festen Fahrplan an. Neben dem Fahrer ist immer noch eine weitere Bibliotheksangestellte an Bord, um die reibungslose Abwicklung zu gewährleisten. „Im vergangenen Jahr hatten wir rund 60.000 Entleihungen und rund 1100 aktive Nutzer in unserem Bücherbus zu verzeichnen, er ist daher ein wichtiger Baustein der Daseinsfürsorge für den ländlichen Raum,“ ergänzt Landrat Münchberg. „Es ist wichtig, dass die Bücher zu den Menschen kommen, es gibt daher keine echte Alternative zu den Bücherbussen, auch in Zeiten der Digitalisierung.“ Der bisher eingesetzte Bus hatte schon rund 20 Jahre auf dem Buckel, technische Ausfälle waren daher vorprogrammiert bzw. schon an der Tagesordnung.

Dierk Conrad, einer der beiden Geschäftsführer des 1942 gegründeten Frankfurter Unternehmens BERGER Karosserie- und Fahrzeugbau GmbH, weist auf eine Besonderheit des Busses hin: „Wir haben hier ein neues Konzept umgesetzt, indem wir erstmal einen serienmäßig verglasten Bus von 12 m Länge genutzt haben, der einen sehr hellen Innenraum bietet im Vergleich zu den bisherigen, eher dunkeln Fahrzeugen. Wir haben hier unserer Ansicht nach das Maximum dessen dargestellt, was machbar ist. Das Lastenheft hat sich logisch aus der Aufgabe heraus ergeben und wir denken, damit einen neuen Standard setzen zu können, den auch andere Betreiber für sich entdecken werden.“ Das Unternehmen mit einem jährlichen Produktion von rund vier Bücherbussen im Jahr habe bereits gute Erfahrungen mit Aufbauten auf Iveco Lkw-Chassis gemacht, da war es kein weiter Weg, eine vergleichbare technische Grundlage auch für Bücherbusse zu verwenden. Die Umbauzeit beim Fahrzeugbauer BERGER betrug rund vier Monate.

Die Auswirkung des neuen Standardbus-Konzepts ist im Innenraum unübersehbar – hell und freundlich lädt er zum Verweilen und zum Schmökern in den rund 4.500 vorhandenen Büchern und Medien ein. Das Empfinden wird auch durch die beiden Glasdächer sowie die Anhebung des zusätzlich wärmegedämmten hinteren Dachteils um rund 18 Zentimeter noch unterstützt, die eine ideale Stehhöhe gewährleistet. Neben einem Rollstuhllift mit einer Tragkraft von 350 kg, der in die Trittstufen des hinteren Einstiegs integriert ist, sorgt die weitgehend ebene Gestaltung des Fußbodens für einen barrierefreien Zugang zum Bus, der immer bedeutender wird in der öffentlichen Daseinsvorsorge. Bisher mussten Rollstuhlfahrer immer außerhalb des Busses bedient werden. Die stabilen Bücherregale sind direkt mit dem extra verstärkten Buschassis verbunden und so konzipiert, dass während der Fahrt nichts verrutschen kann.

Um die jederzeitige Versorgung mit ausreichender Energie an Bord zu gewährleisten, ist im Kofferraum eine 600 Kilogramm schweren Hochleistungsbatterie mit 720 Ah Leistung mit einem darauf abgestimmten Batteriemanagement verbaut, so das ein autarkes Arbeiten im Bus auch über einen Acht-Stunden-Tag hinaus gewährleistet ist. Sie muss jede Nacht im Betriebshof aufgeladen werden. Zusätzlich bleibt aufgrund der Überlandkarosserie unterflur noch viel Platz für zusätzliche Bücherkisten, die auf Teleskop-Auszügen im Kofferraum verstaut werden können. Im Heck ist ebenfalls eine große, stufenlose Toilette eingebaut, die den Besuchern zur Verfügung steht. Im breiten Einstieg an Tür 2 ist ein Windfang verbaut, außerdem ist der Aufgang mit Edelstahlsäulen und doppeltem Geländer für Kinder und Erwachsene ausgestattet, um einen optimalen Einstieg zu gewährleisten. Natürlich muss die digitale Anbindung der fahrenden Bibliothek jederzeit möglich sein: daher ist der Einbau eines EDV Netzwerks inkl. UMTS-Antenne und Router für die Online-Anbindung der Fahrbibliothek an die zentralen Bibliotheken, heutzutage eine Selbstverständlichkeit.

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